in eigener Sache

1.11.2016

In Stampa wird gebaut

Weiterbauen an einem historischen Haus, heisst im Alpenbogen zumeist, über lange Zeit vernakulär Gewachsenes herausschälen und auf seine architektonische Bestimmung hinterfragen. Nicht so bei der stattlichen Casa Pontisella in Stampa, 1849 vom Baumeister Giovanni Battista Pedrazzini im Auftrag des Ehepaars Maria und Giovanni Pontisella-Lutscher erbaut. Denn in diesem spätklassizistischen Palazzo, dessen streng symmetrische Eingangsfront auf die Bergeller Talstrasse blickt, ist bis auf die Gartenfront, die wir mit einer neuen Loggia vervollständigen, bereits alles entworfen. Allerdings wurde das frühe Sommer- resp. Ferienhaus – die Bergeller Familie Pontisella war in Bergamo als Cafetiers zu Geld und Ansehen gelangt – über all die Jahre nie wirklich bezogen und auch nicht bewohnt. Schöne Architektur blieb gebauter Entwurf, etwas schematisch und vor allem unvollendet – ohne die sonst üblichen Spuren des Gebrauchs. Für einmal bedeutet Weiterbauen also nicht Spuren sichten und sichern, sondern im weitläufigen Bestand Spuren legen, Zusammenhang herstellen sowie Orte des Aufenthalts schaffen und für das tägliche Leben über die vielen Geschosse hinweg in Beziehung setzen. Ja, unser Auftrag ist, die Casa Pontisella – nach über 160 Jahre der Erwartung – fertigzustellen, das sozusagen noch Neue erstmals mit Wohnen zu erfüllen, zu behausen und in Betrieb zu nehmen.