vor Ort trans substantiam

St. Moritz, 2006–2008

Fontana Mauritius

Am Anfang der St. Moritzer Tourismusgeschichte steht das Wasser. Dieses Bewusstsein ging in den letzten Jahrzehnten, in der Euphorie des Wintersports, verloren. Das alte Hallenbad, ein Pionierbau der späten 1960er Jahre wurde entsprechend vernachlässigt. Die Vorstellung dank umfangreicher Renovation und neuem Wellnessflügel wieder in die glorreiche Bädertradition einzutauchen, machten Lust.

Der gelungene Altbau steht als selbstbewusster Pavillon im Park. Das kraftvoll hochschwingende Betondach setzt einen starken horizontalen Akzent, während der Baukörper selbst mit dem Terrain verschmilzt. Der Neubau greift diese Geste auf und schafft mit dem Foyer und Restaurant eine elegante, unprätentiöse Verbindung. Dabei orientiert sich die Fassade am strukturellen Prinzip des Bestands und interpretiert neu: Die vorgefertigten Betonstützen werden nach aussen hin sichtbar und gliedern den Baukörper in der Vertikalen, während die Holzrahmen innen angeschlagen sind und zur warmen Atmosphäre der Badewelt beitragen. Durch diese Umkehrung des Verhältnisses von Hülle und Tragstruktur treten Alt- und Neubau in einen beziehungsreichen Dialog und eröffnen im Dazwischen einen geschützten Raum für das Aussenbecken mit Bergsicht. Leider wurde das bereits im Bau befindliche Projekt nicht nur durch einen unerwarteten politischen Entscheid verunmöglicht, sondern auch der als erhaltenswert eingestufte Betonbau aus den 1960er Jahren überstürzt niedergerissen, um dem diffusen Wunsch nach einer Neudisposition Platz zu machen.