Mitarbeit

Jan Alince

Gabriele Marinoni

Dagmara Zukowska

Ingenieur

Edy Toscano AG, Pontresina

Gebäudetechnik

Edi Spitzli, St. Moritz

Bauphysik

Kuster + Partner AG, St. Moritz

Auftraggeber

privat

Projekt

Forum

» Weiterbauen in Latsch

Erfindung der Tradition Wohnen anderswo trans substantiam

Latsch, 2015

Chesa Florinett Latsch

An prominenter Lage befestigt die Chesa Florinett den südlichen Dorfrand von Latsch und reagiert im Zusammenspiel mit den zwei mächtigen Stallscheunen eindrücklich auf Strassenverlauf und Topografie. Der in Angriff genommene Umbau des ortsprägenden Hauses, das unter Schutz von Bund und Kanton steht, konzentriert sich darauf, die Schönheit des Bestands sichtbar zu machen, Fragwürdiges und Verunklärendes rückzuführen und dort weiterzubauen, wo es gilt, aktuelle Bedürfnisse zu ermöglichen.

Die Eingangsfassade mit ihren herausragenden Biedermeier-Dekorationen zeugt davon, dass sich das Haus um 1800 den Wünschen seiner Bewohner gemäss verändert hat. Denn die einflussreichen Familien des Albulatals sind in der Welt herumgekommen und haben sich ganz bewusst immer wieder der Mode ihrer Zeit angepasst. Augenfällig erzählt die Fassade von der Lust auf Transformation, die dem Typus des Engadinerhauses als Ganzes eingeschrieben ist. Und also folgt der Umbau der Tradition des selbstverständlichen Weiterbauens über die Zeit – unter ein und demselben ausladenden Dach. Während der Sulèr auf Eingangsniveau vor allem von lieblosen Einbauten aus den 1990er-Jahren befreit wird, um die historischen Raumfluchten und -abschlüsse erst wieder erfahrbar zu machen, öffnet sich der heute gedrungene und düstere Durchgangsraum des Sulèr sur neu mittig nach oben und wandelt sich so zum Zentrum im Bauch des Hauses – ja, zum Saal mit viel Licht und Atem. Durch diese Geste des Öffnens kommen die angrenzenden Stuben und intimen Kammern erst richtig zur Geltung und erfahren im Wechselspiel zwischen hoch und niedrig, hell und dämmrig, massiv und filigran, weit und schmal ihre Inklusion. So auch findet das überhohe, in der Zeit samtig schwarz gewordene Tonnengewölbe der historischen Rauchkammer seine Entsprechung in der lichten Überwölbung der neuen Küche, um im beständigen Werden das Ganze einzuschliessen.